SBS Alternativen: ClearOS

24 Jun 2015 Lesezeit: 4 Minuten

Wie angekündigt, hatte ich mir für den „Lazy-Admin“ Bedarf vorgenommen die SBS Server Alternativen unter die Lupe zu nehmen. Nachdem ich Zentyal ja den Vortritt gewährt hatte - und sogar eine Art „Zufriedenheit“ verspüren konnte - war nun ClearOS an der Reihe.

Clear OSDa ClearOS auf der Basis von RedHat basiert (genauer CentOS) hatte ich mir zunächst sehr viel davon versprochen es zum Einsatz zu bringen. Mehr noch, habe ich dem OS ungesehen zugesprochen eher meinem Geschmack zu entsprechen und Erwartungen zu erfüllen.

Eine vielleicht doch recht große Voreingenommenheit meinerseits. Zunächst kam es zu der Installation. Hier wird man grafisch geleitet - das funktioniert auch soweit ganz gut. Als es dann an das Erstellen der Partitionen geht, was ich sogar aufgrund der logischen Struktur recht angetan. Wurde aber kurz danach direkt enttäuscht, als es mir nicht möglich war den Bootloader auf beiden Festplatten zu installieren. Eine Installation auf dem Raid-Device (ich nahm an, es sei nur die unschön verpackte Variante des passenden Ausdrucks) funktionierte zwar, führte aber nicht zum Erfolg.

 

Nach der Einrichtung kämpfte ich mich durch die Einrichtung eines simplen Accounts für den App-Store. Allein hier hat das OS schon seinen Wert verloren. Denn aus dem Interface direkt an der Maschine habe ich nicht die notwendigen Informationen erhalten. Unergründlicher Weise schlug das Erstellen meines Benutzerkontos permanent fehlt. Schlau wurde ich dann im Forum, dass mich darüber aufklärte, dass man keine Sonderzeichen verwenden darf. Als diese Hürde dann genommen war, ging es weiter zu den „Apps“.Hier wurde ich quasi das nächste Mal erschlagen. Denn trotz Community-Edition werden kostenpflichtige und kostenlose Apps gemischt. Weiter wird auch nicht klar, was alles notwendig ist, wenn man beispielsweise einen simplen Samba-Server aufsetzen will. So muss ich erneut das Internet danach durchsuchen, was eingerichtet werden muss, um neben der Software auch noch die Freigaben verwalten zu können. Dummerweise habe ich die Domänendienste mit Samba gleichgesetzt (heißt nämlich bei Zentyal so). Dumm deshalb, weil ich keinen Weg gefunden habe das Modul zu deinstallieren.

Als diese Hürde nun auch gegangen ist, versuchte ich mich an den Einstellungen. Diese sind recht ausführlich und bieten eine Menge von Möglichkeiten. Aus der Hüfte geschossen würde ich sogar meinen, das für die allgemeinen Einstellwünsche nichts offen bleibt. Allerdings wirkt alles etwas autark zueinander. Das muss kein Problem sein, hat mir allerdings bei Zentyal besser gefallen. Dort hatte ich nämlich das Gefühl, mehr aus „einem Guss“ zu haben.

Für meine Entscheidung ClearOS nicht weiter zu nutzen standen einige der oben aufgeführten Punkte ziemlich weit oben. Durch den Appstore hatte ich ein Gefühl von Fremdbestimmtheit die mich doch ein wenig verunsicherte. Wird es weiterentwickelt? Was ist, wenn der Entwickler es sich anders überlegt? Was passiert, wenn der Appstore umgebaut wird? Auch die Sache mit dem Bootloader - welche ich sicherlich selbst hätte fixen können - lies ein komisches Gefühl zurück. Was wenn eine Festplatte ausfällt? Muss ich ein Medium dabei haben? Ist in irgendeiner Datei hinterlegt wie was konfiguriert war? Sicherlich übertreibe ich arg bei diesem Lappalien. Dennoch bin ich es gewohnt „fire & forget“ so zu konstruieren, dass diese Fragen nicht übrig bleiben.

Bei ClearOS scheint es zudem auch so zu sein, dass man sich hier arg auf die einzelnen Projekte stützt. So kostet Zarafa beispielsweise, wohingegen es eine OpenChange Lösung gibt, welche kostenlos zu haben ist.

Letztendlich wäre es genau diese Modulare Fokussierung, welche ich an RedHat mag. Durch sie ist man in der Situation sich intensiv mit einer Materie zu befassen und darin zu wachsen. Auf diese Art und Weise gelangt man zu guten, verstandenen Lösungen und auch Systemen die nah am Standard gedeihen. In einer Small Business Server Edition suche ich allerdings eine zusammenhängende, in sich übergehenden Lösung, welche mir genau diesem Prozess abnimmt (übrigens einer der Gründe, weshalb ich diese Systeme gleichermaßen „verurteile“). Keimt in mir das Gefühl auf, dass die Verzahnung nicht so einig ist, lasse ich die Finger davon.

ClearOS wird bestimmt auf dem heimischen System noch ein paar Züge atmen dürfen, weil ich gern mehr darüber erfahren möchte. Auch Zentyal werde ich weiter prüfen. Vorerst wird es aber im Dienstleistungsumfeld eher so sein, dass Zentyal aufgrund der gefühlt höheren Stimmigkeit der Vortritt gewährt wird.


SBS Alternativen: Zentyal

23 Jun 2015 Lesezeit: 5 Minuten

In meinem vorherigen Artikel habe ich über den Sinn und Unsinn von SBS (Small Business Server) Alternativen geschrieben. Ich habe mir zum Ziel gesetzt dieser Entwicklung eine Chance zu geben und so schreibe ich nun über die Alternative mit Namen „Zantyal“.

Wie wohl fast alle SBS Alternativen gibt es Zentyal auch in unterschiedlichen Versionen. Zum einen die „Professional“ mit Supportmöglichkeit und vermutlich auch besser getesteten Modulen. Zum anderen die „Community“ oder „Development“ Edition. Letztere habe ich genommen um mir einen ersten Eindruck zu verschaffen.

Als Grundlage für Zentyal dient aktuell ein Ubuntu 14.04 LTS. Somit soll wohl der Anspruch realisiert sein einen möglichst langen Zeitraum Supporten und somit ein stabiles Grundgerüst bieten zu können.

Als System habe ich ein Standalone-PC mit zwei 320 GB Festplatten und 2,5 GB RAM samt Dualcord CPU zur verfügung. Grundsätzlich mehr als genug Power für ein System mit so wenigen Aufgaben.

Nach dem Start via CD erscheint das übliche Bootmenü-Ding. Ich starte im Setup modus (experte). Die Installation fragt zuerst die Sprache, Zeitzone und Hardwarekomponenten ab um dann auch freundlicher Weise das Netzwerk über DHCP einzurichten. Der spannendere Teil ist wohl die Partitionierung. Hier habe ich eine manuelle Vorgehensweise gewählt, damit ich meine zwei Festplatten zu einem Softwareraid zusammenfassen kann und Boot, Root, Home Partitionen mit den gewünschten Optionen und Dateisystemen bereitstellen kann. Zudem habe ich auf jeder Festplatte eine Swap-Partition eingerichtet.

Danach geht es auch schon unkompliziert weiter. Eine Frage richtet sich noch an den Wunsch nach KlickiBunti (soll eine grafische Umgebung eingerichtet werden oder nicht) - welche ich verneine.

ZentyalNach einem Neustart des Systems wird mir angezeigt wie ich auf die Weboberfläche gelange - sehr freundlich! Diese angesteuert führt mich Zentyal durch die Grundlegende Einrichtung von Netzwerk (ein Server mag es statisch), sowie über die einzurichtenden Module. Hier sehr interessant die freundliche Erklärung und grafische Aufbereitung. Ich wähle Druckserver, Domain und Netzwerkfreigabe, Firewall und klicke mich weiter. Zur Verfügung steht noch Email und Malifilter, Antivirus und ein paar kleinere Dinge wie VPN - also alles dabei, was ein Unternehmen eigentlich will.

Was mir gefallen hat war die Form des Feedbacks an den Benutzer. Zeitnah, ehrlich und sogar mit nachvollziehbaren Begriffen. Danach gelangt man auch direkt in die Verwaltungskonsole. Diese ist sehr aufgeräumt und geordnet. Klickt man sich durch die einzelnen Bereiche, so werden einem sehr aufgeräumte Informationen zur Verfügung gestellt und die gemachten Änderungen in einer Queue zusammengefasst. Man muss sich also daran gewöhnen den Knopf „Änderungen übernehmen“ zu klicken, wenn etwas passieren soll.
Für mich in erster Linie wichtig war die Einrichtung von Netzwerkfreigaben zur Speicherung von Daten an einer zentralen Stelle. Dazu habe ich mal fix die zuvor unbeachtet eingerichtete Samba Domäne geändert und die Eigenschaften verändert. Hier wird nicht ins Detail gegangen und der Benutzer soll sich einfach auf die Shares, die Benutzer und Namen konzentrieren. Grundsätzlich keine schlechte Sache. Nach einer Namensänderung der Domäne wurde auch die die Migrationsprozesse automatisch durchlaufen. Hätte man an dieser Stelle schon Benutzer und Computer in der Domäne gehabt, so müsste man nun die Computer erneut hinzu fügen - ein vertretbarer Aufwand. Auch der Betrieb eines sekundären Domaincontrollers samt Serviergespeicherten Profilen und „Heimlaufwerk“ stellen keine großen Probleme dar.

Zentral 3Die Firewallkonfiguration sieht übersichtlich und leicht verständlich aus. Es wird natürlich mit unterschiedlichen Zonen gearbeitet, welche dem Benutzer auf eine verständliche Art und Weise dargeboten werden.

DNS, DHCP und Zentyal-Einstellungen werden sehr übersichtlich gehalten und zeigen sich teilweise erst in Abhängigkeit zueinander. Die Umsetzung der gewählten Einstellungen passiert ziemlich zeitnah und ich hatte insgesamt den Eindruck, eine mehr oder weniger ausgewogene Grundlage für die zu erreichenden Aufgaben zu haben.

Als Fazit bleibt für mich der fade Beigeschmack ein Ubuntu auf einem Server zu haben. Damit habe ich grundsätzlich noch keine wirklich tollen Erfahrungen gemacht. Dieses „Urteil“ ist sicherlich auch meinem Minimalismus geschuldet, denn auch die Server Version von Ubuntu hat viele Eigenarten die einfach Ubuntutypisch sind. Die Bedienung über die Weboberfläche ist angenehm, übersichtlich, schnell und ziemlich intuitiv. Es macht den Anschein, als könnte man nichts falsch machen. Der Grund dafür liegt vermutlich auch in den sehr abgespeckten Möglichkeiten die man über das Webinterface hat. Zentyal geht hier einen ziemlich sterilen Weg. Für Unternehmen bestimmt nicht falsch - dann muss es aber auch passen. Ist das nicht der Fall und man beginnt damit in die Tiefen abzutauchen, so wird sicherlich klappen, allerdings verlässt man dann auch den Dunstkreis der Entwickler.
Insgesamt hatte ich dahingehend einen guten Eindruck, das ich mir vorstellen kann zukünftig in nicht so wichtigen Umgebung weiter damit herumspielen zu können. In einer nächsten Einrichtung werde ich die Funktion, Anbindung und Bedienung und vor allem Nutzungsmöglichkeiten in Verbindung mit MS-Office-Produkten testen. Was mir leider nicht ins Auge gefallen ist, ist die Sicherung von Daten und Einstellungen. Zwar zeigt sich ein Feld, dass einem ein Onlinebackup zur Verfügung stellt. Allerdings bezweifle ich das es für einen klar denken Administrator eine ernstzunehmender Vorschlag ist.